Vorwort

Wer sich ernsthaft mit der Erforschung seiner Ahnen beschäftigt, wird sehr bald feststellen, dass es nicht ausreicht, nur Namen von seinen Ahnen zu sammeln.
Ich habe in vielen Jahren einen großen Teil Urkunden, Geburts-,  Heirats-, Sterbeurkunden, und den historischen sowie geschichtlichen Hintergrund zusammengetragen, um zu ergründen, wie meine Ahnen lebten, was sie taten und welche lebensbedrohlichen Ereignisse sie erfuhren. Nur so ist mir ein Charakterbild von ihnen gelungen und das Verständnis, warum wir heute so handeln.
Ich konnte feststellen, dass bei meinen Verwandten, deren Linie ich zurück verfolgt und erforscht habe, viele Gewohnheiten, Meinungen, Gefühle, Ängste, Intelligenz und Ansichten, durch Überlieferungen und vererbten Wesenszügen mit den ihrer Ahnen übereinstimmen.
Kinder können selten oder sogar nie, ein erfüllteres und glücklicheres Leben führen als ihre Eltern. Unbewusst, durch die überlieferte Erziehung, „familien-spezifisch" über mehrere Generationen, halten sie einer meist im Verborgenen wirkenden Familientradition die Treue. So wiederholen Kinder bis auf diejenigen, „die aus der Art geschlagen sind", bestimmte Verhaltensmuster und erleben so ein ähnliches Schicksal wie ihre Eltern. Dieses belastende Erbe wird angestrebt, selbst wenn die Familie äußerlich zerrissen ist oder erwachsene Persönlichkeiten von ihren Eltern nichts wissen wollen.
Nur wer sich mit dem historischen und geschichtlichen Hintergrund der einzelnen Familien in der jeweiligen Epoche befasst, wird feststellen, dass wir heute noch stillschweigend das Erbe an Lebensprinzipien und Empfindungen von unseren Ahnen übernommen haben. Auch bin ich der Meinung, dass besonders außergewöhnliche Ereignisse wie Krieg, Hunger, lange Entbehrungen, Aufopferung dominant an die Kinder weitergegeben werden.
Die Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen ist sicherlich sehr stark durch das Erbgut bestimmt. Leider geben die Sterbeurkunden sehr wenig Hinweise auf die tatsächliche Todesursache, da es in der damaligen Zeit kaum eine medizinische Versorgung gab.

Eine Psychologieprofessorin der Universität Nizza hat untersucht, wie traumatische Ereignisse in einer Familie über viele Generationen wirken.
„Die Klientin Barbara kam in die Behandlung wegen Panikattacken und Alpträumen von Soldaten mit Helmen. Bei den Forschungen in den vergangenen Generationen ihrer Familie findet sie die Verbindung zum Krieg von 1870 in dem sich ein schreckliches Blutbad bei Sedan mit 25 000 Toten ereignete.  Sie fand heraus, dass ihr Urgroßvater Jules bei dieser Schlacht von Sedan hinter einem Baum versteckt an der Hand seines Großvaters voller Angst zugeschaut hat".

Dieser und weitere Berichte mit ähnlichen Erfahrungen zeigt, dass es sich für den Einzelnen durchaus bewährt bei Krankheiten, Störungen, in der Vergangenheit der eigenen Familie gezielt zu forschen. Bestimmte Probleme haben ihre Ursachen in dem unseligen Verhalten der Ahnen, die meist über mehrere Generationen hinweg übernommen werden. Eine intensive Aufarbeitung der Geschehnisse aus der Vergangenheit kann demnach Licht ins Dunkel bringen, bestimmte Verhaltensauffälligkeiten erklären und hilft das eigene Leben, so wie man ist, besser zu verstehen.   

Langenhagen, den 23.1.2004
Manfred Böhm


„Wer  um die Wurzeln seines Lebens weiß,
kann seinen Gedanken, Worten und Werken
Flügel verleihen".
                                                E. Ferste


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