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Chronik Musberg 1229 Erste Erwähnung als "Mosberg" in einer Urkunde Papst Gregor IX.; darin wird Güterbesitz des Klosters Bebenhausen in Musberg bestätigt. 1292 Das Kloster Bebenhausen erwirbt von Wernher von Neuhausen, genannt der Tuzzer, verschiedene Rechte in Musberg. 1350 In einer Zinsliste von Stadt und Amt Stuttgart werden Musberger Familiennamen genannt: Ebner, Fuchs, Renz, Heß, Daiß, Stumler, Löser, Schmid und Buchser. 1385 In einem der ältesten Grundbücher Württembergs werden sieben Mühlen des Reichenbachtales genannt. Zur Markung Musberg gehörten die Obere Mühle, die Eselsmühle und die Mäulesmühle. 1406 Wolf von Rohr verkauft seine Güter und Rechte in Musberg an Graf Eberhard von Württemberg. Diez von Rohr verkauft seine Güter in Musberg an Ital Degen von Echterdingen. Neben dem Kloster Bebenhausen waren die Herren von Rohr die größten Grundherren in Musberg. 1412 Ein herrschaftlicher Schafhof wird erstmals urkundlich erwähnt. 1428 Conrad Mor von Musberg bestätigt der Propstei Denkendorf ein in Musberg gelegenes Erblehen. 1524 Nach der Vertreibung Herzog Ulrichs von Württemberg werden die Herzöge von Österreich als rechtmäßige Herren Musbergs bezeichnet. Musberg gehört zu diesem Zeitpunkt vermutlich schon zum Leinfelder Ämtlein, einem Unteramt des Amts Stuttgart. Urkundliche Erwähnung einer Ziegelhütte. 1527 Barthle Scheffer wird als erster Schultheiß namentlich genannt. 1531 Die Einführung der Reformation scheitert zunächst am Einspruch des Königs Ferdinand in Wien. 1534 Einsetzung eines protestantischen Esslinger Predigers in Möhringen mit dem Predigtauftrag in Rohr und Musberg. 1544 Rohr und Musberg werden der Pfarrei Vaihingen zugeteilt. 1545 Einführung der Türkensteuer zur Finanzierung des Krieges gegen die Türken: Auf Grund der vorhandenen Steuerlisten kann für die Musberger Steuerpflichtigen ein Durchschnittsvermögen von 85 Gulden errechnet werden (Vermögensdurchschnitt der württembergischen Dörfer: 147 Gulden). 1557 Württemberg ist alleiniger Herr in Musberg, nachdem das Zehntrecht vom Esslinger Spital erworben wurde. Der Reformator Johannes Brenz spricht sich in einem Gutachten für Herzog Christoph für die Gründung einer eigenen Pfarrei Musberg aus. 1558 Schultheiß, Gericht und Gemeinde zu Musberg stellen an Herzog Christoph das Gesuch, der Diakon von Echterdingen solle jeden Sonntag in Musberg Gottesdienst halten. 1560 Die Vogtei Stuttgart entscheidet, dass Rohr wieder zur Kirche in Möhringen gehöre, der Echterdinger Diakon aber jeden Sonntag in Musberg Kirche halten müsse. Da noch keine Kirche vorhanden war, fanden die Gottesdienste in Oberaichen statt. 1562 Musberg erhält eine eigene Kirche (Fachwerkbau mit gewölbtem Rechteckchor und mittelalterlichem Ostturm). 1563 Musberg wird eigene Pfarrei. Magister Christoph Raff ist der erste selbstständige Pfarrer in Musberg. Bis dahin war es immer Filialgemeinde, mal von Möhringen, mal von Vaihingen. Zur Pfarrei Musberg gehörten auch Leinfelden, Ober- und Unteraichen (bis 1957), Oberaichen (bis 1964), die Mühlen im Reichenbachtal sowie Rohr (bis 1848). Musberg ist die erste evangelische Pfarrei, die nach der Reformation in Württemberg gegründet wird. 1569-1570 Ein steinerner Schlussstein im Gewölbe der Kirche mit der Inschrift LDW (Ludovicus Dux Wirtembergiae = Ludwig Herzog von Württemberg) und drei ineinander verschlungenen Fischen deutet auf den Umbau der Kirche hin. Der Schlussstein wird in den Kirchenneubau von 1682 übernommen. 1572 In einem württembergischen Lagerbuch wird ein "Burgstall" erwähnt: Wohl ein Hinweis auf die ehemalige Burg bzw. das Schloss am Westhang des Eichbergs. 1585 Das Handwerk der Hafner wird in einem Forstlagerbuch genannt. 1589 Die Kirche erweist sich als zu klein für 222 Erwachsene und 156 Jugendliche; Schulunterricht ist urkundlich belegt. 1614 Hans Burkhardt wird Schultheiß. Seine Amtszeit endet mitten im 30-jährigen Krieg 1636. 1618-1648 Musberg leidet unter den Folgen des 30-jährigen Krieges. 1635 Musberg verliert durch die Pest drei Viertel seiner Einwohnerinnen und Einwohner, die Einwohnerzahl sinkt von 590 im Jahr 1634 auf 140 im Jahr 1635. Unter den Toten ist auch Pfarrer Ludwig Schwab. Sein Nachfolger Felix Ruthard verliert seine Frau und 4 Söhne. 1649 Die Schulpflicht wird in Württemberg eingeführt: Erster hauptamtlicher Lehrer ist von 1650 bis 1680 Martin Ringeisen. 1662 Die Gemeinde erwirbt ein Haus als Schulhaus 1682 Die am alten Platz neu erbaute Kirche wird eingeweiht. Davon kündet die "Musberger Zinntafel", eine Erinnerungsurkunde. 1703 Im Spanischen Erbfolgekrieg werden die Kaiserlichen in Musberg einquartiert. 1717 Es gibt 27 Wohn- und 22 Nebengebäude. Als Handwerker waren tätig: 1 Bäcker, 1 Ölmüller, 1 Schmied, 1 Wagner, 1 Schneider, 2 Schuhmacher, 3 Weber und 4 Vogelfänger. Dazu kommen die Mühlen und die Ziegelhütte. 1752 Der Schuhmacher Christian Stäbler wandert als erster Musberger nach Nordamerika aus. 1800 Französische Soldaten liegen im Dorf und nutzen das Schulhaus als Wach- und Arrestlokal. 1817 Die Leibeigenschaft in Württemberg wird aufgehoben. 1820 Die Schönbuchgerechtigkeit (Holz- und Waldnutzungsrechte) Musbergs wird von Württemberg mit 76 Morgen Wald abgegolten. 1827 Von König Wilhelm I. werden auf der "Hohewart" 50 Morgen urbar zu machendes Land an 24 arme Handwerker- und Bauernfamilien zur Bewirtschaftung vergeben - der Stuttgarter Bäckermeister Kettner spendet Vieh und Geräte. Das Kolonisationswerk scheitert nach wenigen Jahren an der mangelhaften Unterstützung durch die Gemeinde und der allgemeinen Krise der Landwirtschaft. 1830 Einweihung des neuen, im klassizistischen Stil erbauten Rathauses (heute Altes Rathäusle). um 1837 Der Gemeinderat lehnt den Zuzug von Personen ohne Vermögen ab. Kinder von Ortsarmen werden nach auswärts in die Lehre gegeben oder müssen sich in den Nachbarorten verdingen. 1840 Schultheiß Stäbler fällt einem Racheakt der Ortsarmen zum Opfer und wird schwer verletzt. 1848 Der Gemeinderat lehnt die allgemeine Volksbewaffnung (Aufstellung einer Bürgerwehr) ab, weil es als zu gefährlich angesehen wurde, den Armen Gewehre in die Hand zu geben. 1852 Ablösung des Großen und Kleinen Zehnten: für eine zehntpflichtige Fläche von 302 Morgen müssen 7651 Gulden aufgebracht werden. 1853 Die Gemeinde muss ihre Zahlungsunfähigkeit erklären. Viele Musberger wandern aus, insbesondere nach Nordamerika (Michigan). 1886 Einführung der Feuerwehrpflicht.
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