Der Ursprung des Nachnamen Sackmann

Die mittelalterlichen Abgabewirtschaften – Fruchtkästen und Zehntscheuern

Bis um 1800 war das heutige Baden-Württemberg mit einem dichten Netz Fruchtkästen überzogen. Das heute einheitliche Bundesland war in viele Herrschaftsgebiete zersplittert. Wer von Heidelberg nach Konstanz reisen wollte, musste beinahe zwanzig Grenzen überschreiten. Alle diese Territorien besaßen eine eigene Verwaltung mit der entsprechenden Infrastruktur. Dazu zählten auch öffentliche Lagergebäude; die Zehntscheuern und Fruchtkästen. Diese waren in erster Linie Kornspeicher um die Bevölkerung in Notzeiten mit Getreide zu versorgen. Ihren Eigentümern – in Württemberg der geistlichen und weltlichen Verwaltung – bescherten sie ansehnliche Profite. Regelmäßig verlieh der Staat Teile des Speichervorrats als Brotgetreide und Saatgut gegen Zins. Auf diese Weise vermehrte sich die „Getreidewährung“ im Fruchtkasten ständig. Fruchtvorratspfleger verwalteten das Getreide, und Kastenknechte besorgten die notwendige Lagerarbeiten.

 

Sackträger bei der Arbeit um 1500. Der Name   „Sackmann“   stammt aus diesem Berufsstand.


Die Zehntscheuern unterstanden seit der Reformation in Württemberg im Jahr 1534 dem Herzog. Jeder Untertan war mehr oder weniger zehntpflichtig, das heißt vereinfacht, er mußte den zehnten Teil von allen landwirtschaftlichen Erzeugnissen an seinen Grundherrn abführen. Die „Naturalsteuer“ setzte sich im Herzogkleinen bzw. Kaufzehnt zusammen. Vom Landesherren ernannte Vögte beaufsichtigten die Zehntabgaben. Zehntknechte leisteten die vielfältigen Arbeiten vor Ort. Zehnten und andere Abgaben beeinflußten über Jahrhunderte jede Entwicklung der Landwirtschaft nachteilig. Während sich die Grundherren an den Erträgen schadlos hielten, mußten die Bauern Kosten und Risiken alleine tragen. Dies führte 1525 zum Ausbruch des Bauernkrieges und im Revolutionsjahr 1848 zu Bauernaufständen im Süddeutschen Raum.