Die mittelalterlichen Abgabewirtschaften – Fruchtkästen und Zehntscheuern
Bis um 1800 war das heutige Baden-Württemberg mit einem dichten Netz Fruchtkästen überzogen.
Das heute einheitliche Bundesland war in viele Herrschaftsgebiete zersplittert.
Wer von Heidelberg nach Konstanz reisen wollte, musste beinahe zwanzig Grenzen überschreiten.
Alle diese Territorien besaßen eine eigene Verwaltung mit der entsprechenden Infrastruktur.
Dazu zählten auch öffentliche Lagergebäude; die Zehntscheuern und Fruchtkästen.
Diese waren in erster Linie Kornspeicher um die Bevölkerung in Notzeiten mit Getreide zu versorgen.
Ihren Eigentümern – in Württemberg der geistlichen und weltlichen Verwaltung – bescherten sie ansehnliche Profite.
Regelmäßig verlieh der Staat Teile des Speichervorrats als Brotgetreide und Saatgut gegen Zins.
Auf diese Weise vermehrte sich die „Getreidewährung“ im Fruchtkasten ständig.
Fruchtvorratspfleger verwalteten das Getreide, und Kastenknechte besorgten die notwendige Lagerarbeiten.
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